Schimmel, defektes WC, BaugerüstStudenten berichten: So marode sind die Gebäude der Universität Köln

Lesezeit 5 Minuten
An einer Säule vor einem Hörsaal ist großflächig der Putz abgebröckelt.

Bröckelnder Putz ist in der juristischen Fakultät der Universität Köln nur eines von mehreren baulichen Problemen.

Studierende beklagen schlechte Infrastruktur und vernachlässigte Gebäude. Derweil schreiten Bauprojekte der Uni voran – oder stocken.

Panzertape, das Löcher im Boden notdürftig abdeckt. Metallstreben und Backsteine, die unter bröckelndem Putz hervorschauen. Ein ganzer Gang, der – versehen mit einem Warnhinweis auf Schimmelbefall – seit Monaten mit einer großen Plane abgedeckt ist. In den Gebäuden der juristischen Fakultät der Universität Köln ist das ein alltäglicher Anblick. Hier, im Bauteil vier, ist das Institut für Strafrecht beheimatet.

Der linke Teil eines Korridors ist mit grüner Plane abgedeckt.

Ein Gang in der juristischen Fakultät wird seit Monaten mit einer Plane teilweise abgedeckt.

Bausubstanz an der Kölner Uni: Studierende sind unzufrieden

An vielen Stellen im Innenbereich ist die Bausubstanz sichtbar in die Jahre gekommen. An einer Wand lehnt eine herausgelöste Bodenfliese. Auch von außen prägen Gerüste und Absperrungen an mehreren Teilbereichen des Gebäudes das Bild. 

Eine Bodenfiese ist aus dem Boden gelöst und lehnt an einer maroden Wand.

Auch der Boden der juristischen Fakultät ist an vielen Stellen schadhaft.

„Für den Alltag als Studentin ist das nicht extrem störend, aber es ist halt da“, sagt eine Jura-Studentin im Gespräch mit dem „Kölner Stadt-Anzeiger“. Sie möchte anonym bleiben. Besonders frustrierend sei, dass Gerüste, Container und Absperrungen den Eindruck vermitteln, hier würden Reparaturen stattfinden: „Es sieht immer so aus, als würde was gemacht werden, aber seit einem Jahr ist nicht wirklich was passiert.“

Alles zum Thema Universität zu Köln

Vor der Fassade eines Gebäudeteils der Rechtswissenschaftlichen Fakultät steht ein Gerüst.

Studierende sind unzufrieden mit dem Zustand der Gebäude.

Auf Nachfrage erklärt ein Uni-Sprecher: „Aktuell liegen dem zuständigen Gebäude- und Liegenschaftsmanagement keine Schimmelschadensmeldungen aus dem Bauteil vier vor.“ Man werde zur Klärung mit dem Institut Kontakt aufnehmen. Schimmel habe es hingegen im Baustellenbereich der ersten beiden „rechten Zähne“ des Hauptgebäudes (Bauteil acht und neun) gegeben. Dieser sei durch eine Baufirma verursacht und nach Angaben der Uni seien die Bereiche „umgehend, umfassend und fachgerecht saniert“ worden. Das Hauptgebäude werde derzeit abschnittsweise saniert. Die Sanierung der Gebäudehülle der Bauteile acht und neun soll Mitte 2025 abgeschlossen sein. 

An einer grünen Plane klebt in Warnschild: „Sanierungsbereich, kein Zutritt, Schimmelbelastung“

In der Rechtswissenschaftlichen Fakultät weist immerhin ein Schild auf ein Problem mit Schimmelbefall hin.

„Der Masterplan 2030 sieht die Sanierung der Brandschutz- und Haustechnik und der Fassade des sehr großen Hauptgebäudes in mehreren Bauabschnitten bis zum Jahr 2030 vor“, so der Unisprecher.

Auch die Ausstattung ist ein Problem

Doch die Jura-Studentin berichtet, dass nicht nur Mängel in der Bausubstanz ein Problem seien. Stärker wirke sich im Alltag der Studierenden der Mangel an Plätzen in der Jura-Bibliothek und der Universitäts- und Stadtbibliothek (USB) aus: „Ich habe einmal in der Klausurenphase 45 Minuten nach einem Platz gesucht.“ Auch Gruppenlernräume abseits der Bibliothek gebe es zu wenig.

Das Problem fehlender Tische und Stühle in der USB sei dem Gebäudemanagement der Universität bisher nicht bekannt gewesen. Es möchte aber in diesem und im nächsten Jahr in verschiedenen Gebäuden auf dem Campus nach eigenen Angaben wieder mehr Arbeitsplätze schaffen.  

Marode Gebäude: Probleme auch an der Humanistischen Fakultät

Mit ihrer Unzufriedenheit über die unzureichende Lerninfrastruktur an der Uni Köln ist die Jura-Studentin nicht alleine. Auch Studierende der Humanistischen Fakultät zeigen sich frustriert. An der sogenannten „Humf“ werden unter anderem zukünftige Lehrer ausgebildet.

„Zu Corona wurden die Tische für Gruppenarbeiten weggenommen. Doch bisher wurden sie nicht wieder aufgestellt“, beklagt eine Lehramtsstudentin im Gespräch mit dem „Kölner Stadt-Anzeiger“. Auch Möglichkeiten, sich mit anderen in der Universität aufzuhalten, gebe es in den Gebäuden zu wenig, ergänzt ein Grundschullehramtsstudent: „Man sieht es ja, dass die Leute drinnen auf den Heizungen sitzen.“ 

Das linke von fünf Pissoirs ist mit einer Plane abgedeckt. Die Wand ist voll mit Aufklebern.

Studierende an der Humanistischen Fakultät beklagen den Zustand ihrer Sanitäranlagen.

„Krass schlecht sind die Sanitäranlagen“, berichtet eine andere Lehramtsstudentin. Tatsächlich zeigt sich in vielen Bädern der Fakultät ein ähnliches Bild: Kaputte Klos, dazu mit Aufklebern übersäte Wände. Ein Student nimmt es mit Humor: „Das hat irgendwo auch seinen eigenen Charme. Man sieht, dass hier Generationen von Studenten vor uns da waren.“

Kartons blockieren die Wickelstation in einem Bad.

Platz für Müll statt Platz für Babys: Auch abseits der Klos gibt es in den Bädern der Humanistischen Fakultät Probleme.

Universität Köln erklärt sich: Mängel sollen beseitigt werden

Ein Uni-Sprecher sagt:„Im vergangenen Jahr waren an einer großen WC-Anlage im Hauptgebäude der Humf über einen längeren Zeitraum die Druckspüler der Urinale defekt. Die Reparatur durch unsere Rahmenvertragsfirma erfolgte mit einer sehr großen Verzögerung. Zwischenzeitlich sind die Urinale repariert, lediglich eines sowie eine WC-Kabine sind wegen Defekten noch gesperrt. Die Mängel werden durch die neue Rahmenvertragsfirma beseitigt.“

Aufgrund der alten Bausubstanz gebe es im Hauptgebäude der Humf „sporadisch Feuchtigkeitsprobleme“, die nach Angaben der Uni jedoch regelmäßig beseitigt werden. Verfärbungen in Anstrich und Putz sowie Geruchsauffälligkeiten seien jedoch nicht zwangsläufig ein Indikator für eine Schimmelbelastung, heißt es weiter.

Das Gebäude 2016 an der Gronewaldstraße sowie Gebäude 2013 an der Frangeheimstraße sollen laut Sprecher umfassend saniert werden. „Dazu befindet sich die Universität gerade in einer frühen Planungsphase, in der der Denkmalschutz und die Nutzer in die Planung einbezogen werden.“ Der Baubeginn sei für Anfang 2029 vorgesehen.

Masterplan 2030: Das große Bauen an der Uni Köln

Die Universität Köln verfolgt bereits seit Jahren ihren online einsehbaren Masterplan 2030. Dort sind alle dringend nötigen Baumaßnahmen an der Universität festgeschrieben, in Prioritäten und groben Zeitabschnitten unterteilt. Das prognostizierte Kostenvolumen bis 2025 war auf 500 Millionen Euro beziffert worden.

Ein paar Maßnahmen sind bereits abgeschlossen: 2022 weihte die Uni Köln die Radstation auf dem Albertus-Magnus-Platz ein, die Platz für 1000 Fahrräder bietet. Vor einem Jahr wurde der Physik-Neubau mit Laboren im Grüngürtel fertiggestellt. Andere Bauvorhaben werden immer konkreter: Der Neubau für die Chemie hat Anfang des Jahres begonnen.

Uni Köln: Sanierung des Wiso-Gebäudes verzögert sich

Auch der Albertus-Magnus-Platz wird derzeit neu gestaltet (wir berichteten) und soll bis August 2026 fertiggestellt sein. Interimsweise sollen Sitzgelegenheiten sowie Pflanzen die Aufenthaltsqualität des Platzes erhöhen.

Andere Projekte stocken jedoch: Wie zum Beispiel die seit 2019 angelaufene Sanierung des Wiso-Gebäudes an der Universitätsstraße. Die dort beheimateten Institute haben in Zollstock in angemieteten Räumen ihr Ausweichquartier, das sie wohl noch für eine Weile beziehen müssen: „Da es zur Zeit Probleme mit einem wichtigen Gewerk gibt, muss eine neue Ausschreibung erfolgen und die Auswirkungen auf nachfolgende Gewerke neu abgestimmt werden. Der Terminplan wird deshalb gerade überarbeitet“, lässt der Unisprecher hierzu wissen. 

Auch die von vielen herbeigesehnte Sanierung der USB muss noch warten: Diese ist laut Sprecher erst im Zeitabschnitt von 2030 bis 2040 vorgesehen.

KStA abonnieren