Rheinisches Bildarchiv in Köln„Diese Kulturinstitution darf nicht verloren gehen“

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Eine Glasfront erstreckt sich hinter einem begrünten Innenhof.

Blick auf das Historische Archiv und das Rheinische Bildarchiv der Stadt Köln.

In der Kölner Fotografieszene formiert sich Widerstand gegen die Degradierung des Rheinischen Bildarchivs.  

Seit dem 1. Januar 2023 wird das Rheinische Bildarchiv (RBA), das mehrere Millionen Fotografien bewahrt, erforscht und der Öffentlichkeit zugänglich macht, ins allgemeine Historische Archiv der Stadt Köln eingegliedert. Ein Vorgang, der laut Auskunft der Stadt „planmäßig“ verlaufe, obwohl er der langjährigen Leiterin des Bildarchivs, Johanna Gummlich, offenbar den Job gekostet hat. Sie wurde dem Vernehmen nach Anfang April intern versetzt; die Stadt wollte die „amtsinterne Personalangelegenheit“ nicht kommentieren.

Dieser Vorgang weckt meine schlimmsten Befürchtungen betreffs des Umgangs mit meiner Schenkung
Manfred Wegener

Einige Vertreter der Kölner Fotografieszene sehen die Änderungen beim RBA deutlich weniger gelassen. Sie befürchten eine „strukturelle Degradierung der Fotografie, ihrer Artikulationsmöglichkeiten und ihrer Eigenständigkeit“ und wollen mit einem offenen „Protestbrief“ erreichen, dass die „institutionelle Selbstständigkeit des Rheinischen Bildarchivs erhalten“ bleibt. Im Briefentwurf, der dieser Zeitung vorliegt, wird die Versetzung Gummlichs kritisiert und daran erinnert, dass die Arbeit des RBA mehr Aufgaben umfasse, „als durch Maßgaben eines Historischen Archivs abzudecken wären“.

Die Erstunterzeichner des Briefs, darunter die Kuratorin Adelheid Komenda, der Fotograf Reinhard Matz und der Bildwissenschaftler Christoph Schaden, schließen ihren Aufruf mit den Worten: „Diese überregional bedeutende Kulturinstitution darf nicht verloren gehen. Wir fordern den Kulturausschuss des Stadtrats auf, dafür zu sorgen!“

Die Stadt Köln hatte auf Anfrage versichert, dass es keine Pläne gebe, das RBA abzuwickeln: „Aufgaben, Portfolio und Serviceleistungen des Sachgebietes Rheinisches Bildarchiv bleiben unverändert bestehen.“ Daran zweifelt aber auch der Fotograf Manfred Wegener, der zwischen 1976 und 2016 für die Kölner „Stadtrevue“ arbeitete und dem RBA im Mai 2021 mehr als eine halbe Million Aufnahmen überließ. „Vertraglich korrekt war die Stadt Köln die Beschenkte“, so Wegener. „Das RBA war zu diesem Zeitpunkt aber ein eigenständiges Bildarchiv, und das war mir wichtig, weiß ich doch, dass Fotos in der Welt der Archive in der Regel ein Schattendasein führen.“ Umso größer sei nun seine Enttäuschung über die Entwicklungen beim RBA: „Dieser Vorgang weckt meine schlimmsten Befürchtungen betreffs des Umgangs mit meiner Schenkung.“

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